Julius Hübner                            Helldunkel   - (1)

1806 – 1882

Dort strahlt das Licht, hier dunkelt tiefer Schatten,

Sie theilen sich in unsre Körperwelt,

Halb ist die Erde immer nur erhellt,

Wo stetig wechselnd Tag und Nacht sich gatten.

 

Und sinkt die Nacht herab auf braune Matten

Dann ist der Mond mit mildem Glanz bestellt,

Der Himmel spannt sein leuchtend Sternenzelt,

Prometheus’ Licht ersetzt halb, was wir hatten.

 

So zwischen Hell und Dunkel hingegeben

Strömt unser Sein rastlos von hier nach dort;

Die Erde rollt gen Osten fort und fort,

 

Zum ew’gen Lichte muß die Seele streben!

Tiefsinnig fand die Malerei das Wort

„Helldunkel.“ – Ist’s nicht unser ganzes Leben?

 

 

 

 

 

Widmung – (Helldunkel - 2)

 

Wenn Flammen erst den todten Leib verzehrten,

Dann sargten wohl in zarter Urne Schrein

Des Griechen Asche treu die Seinen ein,

Ein Heiligthum, das liebens sie verehrten.

 

Und wenn wir längst den schönen Brauch entbehrten

Laß mich dafür in kleinem Buch dir weih’n

Die Himmelsflammen, die im lichten Schein

Die Asche meines Erdenleib’s verklärten.

 

Von Poesie durchstrahlt mein sterblich Wesen,

Mein Selbst, im Wort versenkt, will ich dir schenken,

In jedem Verse sollst du so mich lesen.

 

Wirst du den Schatten auch beim Lichte finden,

Wie sie hienieden immer sich verbinden,

So hege liebend doch mein Angedenken